Statement Elke HUALA
Elke HUALA
KON-NI-CHI-WA
Zuerst möchte ich sagen, wie sehr es mich freut, als Artist in Residenz hier zu sein und mich für die Einladung bei den zuständigen des Cultur- und Artcenters von Seto zu bedanken. Vor allem auch für die Freundlichkeit und Aufmerksamkeit aller Assistenten und Assistentinnen, die so hilfreich und groβartig
waren.
Vor allen diejungen Herren, die das Brennen so gut im Griff haben, dass man meint, der Ton hätte Angst vorm Zerspringen.
Eine sehr anregende Atmosphäre machte auch die Anwesenheit der
Studenten, fühlte ich mich anfangs etwas verloren, war ich sogleich in bester Gesellschaft. Die Studios und Galerien sowie das süβe Kaffeehaus sind grandios. Diese wunderbare Idee des Austausches als internationales Projekt werde ich gerne nach Ӧsterreich
tragen.
Aber zurück zum Anfang. Ich sitze im Flugzeug und sehe der Sonne ins Auge und die Welt glitzert an ihren Rändern. 13 Stunden Flugzeit und ich tauche in eine andere Kultur ein, die mich auch dieses Mal gefangen nimmt. Alles wunderbar organisiert - vor vier Jahren war ich schon in Japan (Tokoname) und wir besuchten Seto. Damals schon begann mein Interesse für diese Stadt mit groβer Keramikgeschichte in mir zu wachsen. Nun finde ich mich zwischen Zeitgenössischem, Traditionellem und Historischem wieder.
Als ich mich aus dem Sumpf der ersten Eindrücke und Turbulenzen herausgewunden hatte, stand ich sechs Assistenten gegenüber, alle für
mich? Und ich fragte ängstlich: Was nun? Es gibt doch schon alles. Aber da wurde Gott sei Dank schon der traumhafte Ton geliefert. Ich verliebte mich in Oshima ara
(grobweiβ), Shiromik age (mit schwarzen Punkten), Shudei rot, er zergeht auf der Zunge.
Das letzte mal verliebte ich mich unsterblich in die Shinoglasur. Man hat das Bedürfnis, in sie hinein zu beissen. Ich bin voll Ehrfurcht vor den japanischen
Keramikern. Längst habe ich erkannt, dass eine andere Ästethik hier den Ton angibt. Eine Teeschale zu kreieren, damit würde ich wahrlich ein Problem haben. Wenn ich durch die Stadt
streife, fühle ich mich eingeklemmt zwischen Hunderten von Tassen.
Die Erfahrungen, die ich machte, waren ungemein. Man fährt hier links, man sitzt beim Essen am Boden und bringt die Steine in den Garten. Wir versuchen rechts oben zu bleiben, und sind sehr darauf bedacht, die Steine aus dem Garten zu bringen.
Teile von Seto habe ich schon mehrmals durchwandert. Die Hügel, auf jedem gibt es etwas Sehenswertes: die Friedhöfe mit ihrer besonders schönen
Lage, den groβen Tempel, die vielen Keramikläden und die engen Gassen mit den alten Holzhäusern, Blumen und Hunden - so vieles das ich nicht sehe.
Meine Arbeit war ein bisschen - was Wunder - beeinflusst von dem Bewusstsein, allein mit Reis, Fisch, Japan und dem schönen groben Ton zu sein. Meine Arbeiten erzählen immer eine Geschichte. Ihre Ästhetik ist nicht meditativ sondern haptisch, im Bauch zu Hause. Meine Säulen sind aus Platten aufgebaut und die Themen Alltägliches,
Erlebtes, die Frau, ein Tier, Gewalt, Tod, Geburt, Krieg, Glaube, Geträumtes,
Musik.
Ich habe ein Faible für Lyrik und übersetze gerne Gedichte, die mich berühren, in Ton.
Die kleineren Objekte entstehen oftmals auf der Scheibe. Ich habe nach meinem Keramikstudium das Handwerk erlernt, um besser ausdrücken zu können, was ich mit Ton beschreiben möchte.
Die Farben wähle ich, wenn überhaupt, nur sparsam, nur um die Aussage zu betonen. Es gibt wunderbare Mittel dafür in
Seto. Weiβ - warm - kalt, Blau ist meist fröhlich und zieht den Blick auf sich. Rot nur wenig, wenn es gefährlich wird (es war nie gefährlich in Seto). Schwarz, wenn es unfassbar und tief wird (das war es manches Mal). Gold oder Silber - kostbar, edel und teuer (das Silber fand ich in Seto und habe mein Herz daran gehängt). Braun ist Erde und immer gut!
Ich fühle mich diesem Ort und seinen Menschen sehr verbunden und bin dankbar, dort gewesen zu sein.
Arigatoh Goza-I-Masu!
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